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MALLISS Kreis Ludwigslust hieß 1230 Melgoz und 1331 Melgast. Die altpolab. Form war *Milgosc zum PN (Vollnamen) Milogost. Die beiden Wortteile mil- und gosc entsprechen Wörtern wie
poln. mil-y, russ. milyj “lieb, teuer” und poln. gosc, russ. gost’ “Gast”, vgl. auch urslaw. *gostiti “zu Gast sein”. Der Ortsname ist ursprünglich gebildet vom PN Milegastus rex Wiltzorum (König der Wilzen). Altpoln. gab es den PN
Milogost, alttschech. Milhost, vgl. auch den tschech. Ortsnamen Milhostov. Von Prof. Dr. Ernst Eichler und Prof. Dr. Werner Mühlner Mecklenburgisches Magazin Nr. 18/93 |
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Malliß ältester Ort Mecklenburgs? Beweis in Form einer Urkunde liegt im Archiv im lothringischen Metz Malliß
- Um dies zu klären, muß ich schon über 1000 Jahre in der Geschichte zurückgreifen. So regierte 787 in Konstantinopel, im Osten, die herrschsüchtige Kaiserin Irene. Weil nach römischer Überlieferung eine Frau nicht allein Trägerin des Kaisertums sein könne, bat Papst Leo III. den Karolingerkönig Karl um Hilfe. Zum Dank dafür rief ihn der Papst am Weihnachtsfest 800 in Rom zu dessen eigener Überraschung zum Kaiser aus. Er nannte sich fortan “Von Gott gekrönter Kaiser der Römer, auch durch Gottes Barmherzigkeit König der Franken und Langobarden”. All dies beschrieb Einhard (770 bis 840), Biograph und Geheimschreiber Karls des Großen in seinem Hauptwerk: In lateinischer Sprache “Vita Caroli Magni”, die Einhardschen Annalen, genannt.
In der Mecklenburgischen Landesbibliothek fand ich vor ca. 20 Jahren die Stecknadel im Heuhaufen in den dicken Wälzern. Als zu DDR-Zeiten noch der kalte Krieg zwischen den Archiven in beiden deutschen Staaten herrschte, schrieb
ich 1985 in der Heimatschrift Malk Göhren: Malliß - Ort des Melgost, slawischer Personenname, laut Urkunde von 832, Milegastus, rex Wiltzorum. (M., König der Wiltzen, auch Liutizen genannt). Erwähnt sei auch, daß die bekannten
Slawisten Professor Dr. Eichler und Mühlner im Mecklenburgischen Magazin Nr. 18/93 den Ort Malliß als altpolabische Form Milogest, lat. Milegastus, so aufzählen. Da ließ Kaiser Ludwig der Fromme im Jahre 832 auf dem Konvent zu
Frankfurt eine Urkunde anfertigen. Laut den Einhardschen Annalen gab es zwei Brüder, Könige der Wiltzen, Milegast und Cealadrag, Söhne des Königs Liub. Cealadrag, der jüngere der beiden, erhielt vom Kaiser die Gewalt über die
Wiltzen. Diese Urkunde ließ mir keine Ruhe. Sie lagert im Archiv im lothringischen Metz. Den Beweis: Milegastus - Malliß konnte ich nicht antreten, weil man mir die Reise dorthin schroff verweigerte. Heute habe ich nicht mehr
die Kraft dazu. Mag’s ein anderer tun! Es wäre eine Schlagzeile wert: Malliß - urkundlich ältester Ort Mecklenburgs! Hans Ulrich Thee Schweriner Volkszeitung, 5. Sept. 1995 |